Karibische Wundertüte
Die Abkürzung für die Dominikanische Republik kennt jeder: Dom Rep steht für Ferien in grosszügigen Klub-Resorts an puderzucker-weissen Stränden. Doch wer Abkürzungen nimmt, verpasst auch etwas: eine quicklebendige Hauptstadt, ein wildromantischer Norden und überhaupt – ein Land, für das es sich lohnt, den längeren Weg zu nehmen.
Beginnen wir den Tag in der historischen Altstadt von Santo Domingo – der Zona Colonial. Wer sich das dominikanische Flair schon beim Frühstück verinnerlichen will, setzt sich am besten ins Bistro El Conde an der Haupteinkaufsachse Calle El Conde. Es bietet neben frischen Fruchtsäften einen ebenso guten Blick auf das bunte Treiben rund um die beeindruckende Catedral Primada de América. Vorsichtshalber gilt: Fotokameras und Smartphones bleiben in Santo Domingo in der Tasche, wenn sie nicht gerade gebraucht werden. Die meisten historischen Sehenswürdigkeiten liegen praktischerweise in Gehdistanz, und so ist auch der Altar de la Patria nur einen Steinwurf entfernt. Hier trifft man Bienvenido, einen älteren Herrn, der seit dreissig Jahren die sterblihen Überreste der drei Nationalhelden Duarte, Sanchez und Mella bewacht und viel über das Land und seine Geschichte zu erzählen weiss.
Die Zona Colonial brodelt – junge Wilde sind am Werk! Bestes Beispiel dafür: José und Laura. Das Paar eröffnete vor eineinhalb Jahren den ersten Veloverleih der Stadt, Zona Bici. Mit Erfolg. Gerade an Wochenenden ist die Nachfrage gross und eine Reservation per Mail, Facebook oder Instagram von Vorteil. Für sechs Franken die Stunde (es gibt auch spezielle Tagestarife) kriegt man neben dem himmelblauen Beachcruiser auch gleich die heissesten Insidertipps von José und Laura mit dazu. Und: Bei Zona Bici gibts neben gratis WLAN auch lokales Bier (unbedingt probieren: das Summer Ale Charley Horse).
Eine andere Welt eröffnet sich dem Besucher im Norden des Landes, auf der Halbinsel Samaná. Hier gibt es sie noch: unberührte Natur, Urwald und ab und an einige Kühe, die sich an den Strand verirren. Im Fischerdorf Las Galeras ist der Massentourismus noch nicht angekommen. Den Ausflug macht man am besten mit einem einheimischen Guide (buchbar über Esther Revaz) – so ist man sicher und erfährt spannende Hintergründe. Der Guide kann einen gleich noch zum Boca del Diablo führen, einem Loch im Felsen, bei welchem Geysir ähnlich das Wasser herausspritzt.
Im Winter wird die Halbinsel Samaná jedes Jahr von einem Naturschauspiel heimgesucht: Mehrere Tausend Buckelwale bieten in der Bahia de Samaná eine spektakuläre Show. Man sollte früh reservieren – sowohl die Unterkunft wie auch die Bootstour (zum Beispiel bei den französischen Tourguides Joël und Ludivine).
Den schönsten Sonnenuntergang gibts im «El Cabito». Das Restaurant klammert sich spektakulär an die Klippen über dem Meer, das spanische Wirtepaar tischt mediterrane Küche auf. Das Lokal liegt ausserhalb, wer keine Lust auf einen vierzigminütigen Spaziergang hat, nimmt in Las Galeras ein «Motoconcho» – einen freien Rücksitz auf dem Töff eines Locals.
Will man mehr vom dominikanischen Inland sehen, empfiehlt sich eine Jungle-Rallye. Mit dem Jeep geht es in die ländlichen Gebiete im Hinterland von Punta Cana, um beispielsweise mehr über die Produktion von Tabak und Rum zu erfahren. Das Highlight? Der Besuch einer Kakaoplantage, wo man diesen probieren und auch gleich kaufen kann. Sie hat eben viele Schokoladenseiten, diese Dominikanische Republik.
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