Bhutan und das Brutto Nationalglück
Während der Reisevorbereitungen in das kleine und letzte buddistische Königreich mitten im Himalaya wurde mir schnell klar, dass uns hier eine ganz andere Welt erwarten wird. Eine Welt die lange Zeit verschlossen geblieben war und sich auch heute nur für eine kleine Anzahl internationaler Gäste öffnet. Die Vorfreude war riesig!
Die Anreise
Von der Schweiz reisen wir über Delhi in Indien nach Paro im Bhutan. Von Indien nach Bhutan gibt es genau eine Airline: Die „Druk Air – Royal Bhutan Airlines“. Wir haben Glück, ein klarer Tag ohne Wolken mit scheinbar unendlicher Sicht über das wunderschöne Gebirgspanorama verspricht einen ruhigen Flug. Der Weitblick aus dem Flugzeug erinnert mich an die Schweizer Alpen.
In Bhutan gelandet, lächeln uns viele Einheimische entgegen. Sie tragen traditionelle „Gos“ und strahlen die Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit aus, von der ich im Vorfeld schon so viel gelesen habe. Unser Guide und Fahrer für die Woche wartet bereits auf uns. Denn ohne Guide und Fahrer dürfen internationale Gäste im Land nicht reisen, all das wird im Voraus geplant und gebucht.
Auf der Fahrt in Richtung Thimphu – unser erster Stopp auf der einwöchigen Reise – passieren wir kleine Dörfer mit landestypischen bhutanischen Häusern, zahlreiche buddhistische Tempel, sowie eine Vielzahl von kreativen Strassenschildern, die von der indischen Strassenbaufirma Dantak im ganzen Land aufgestellt wurden und uns immer wieder zum Lachen bringen.
Thimphu
Mit vielen ersten Eindrücken im Gepäck erreichen wir unsere Unterkunft, das wunderschöne etwas oberhalb von Thimphu gelegene AMANKORA Thimphu. Den Rest des Nachmittags verbringen wir in der Lodge, geniessen einen starken Cappuccino im sonnigen Garten, hören gespannt den Erzählungen des Lodgemanagers zu und spielen natürlich die Nationalsportart: Bogenschiessen. Gewappnet mit zwei traditionellen Bambusbögen und Pfeilen stehen wir nun vor der Herausforderung, die 50 Meter entfernte (die offizielle Entfernung beträgt 120-140 Meter) Zielscheibe zu treffen – gar nicht so einfach! Bei einem Volltreffer wird Bhutanischer Schnaps getrunken, gesungen und getanzt. Wir haben nicht viel getrunken & getanzt, aber Spass gemacht hat es trotzdem 😉
Ein tolles Fleckchen Erde zum Verweilen
Nach zwei Nächten in der Hauptstadt zieht es uns weiter in Richtung Punakha. Auf der Fahrt verlieren wir deutlich an Höhenmetern, die Landschaft verändert sich, ein mediterranes Feeling kommt auf. Ein absolutes Highlight der Reise ist die Monastry von Punakha. Zwischen zwei Flüssen thront der Tempel aus dem 17. Jahrhundert in dem heute noch viele Mönche leben und lädt zum Fotografieren ein.
Der Ort Punakha ist sehr klein, aber man findet trotzdem einige wenige familiengeführte Restaurants mit Blick über den Fluss und das Tal und unserem kulinarischen Favoriten „Chilly Cheese“, dem Signature Dish im Bhutan: Geschmolzener Käse mit Chilischoten und Reis, mhhhhh. Nach den ersten Tagen haben wir bemerkt, dass die Bhutanesen alles mit Chilli essen.
Heute nächtigen wir im AMANKORA Punakha, welches ca. 15 Minuten entfernt vom Tempel leicht erhöht in den Hügeln liegt. Die Anreise ist nicht ganz einfach – dafür spektakulär. Unser Fahrer bringt uns an eine kleine Hängebrücke, wo bereits das Hotelpersonal auf uns wartet und uns mit Gebetsflaggen erwartet, welche wir als Glücksbringer auf der Hängebrücke aufhängen können. Eine schöne Geste, die unter die Haut geht.
Das alte Bauernhaus im bhutanischen Stil, welches einst der Königsfamilie gehört hat, liegt umgeben von einer hoteleigenen Apfelplantage sowie Reisplantagen der lokalen Bauern. In acht Suiten in angrenzenden Gebäuden werden hier nur wenige Gäste empfangen. Das Abendessen, ein bhutanisches Menü, welches im Bauernhaus serviert wird, hat alle Sinne entfacht.
Mein Happy Place
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, um uns auf dem Weg zurück nach Paro zu machen. Die ca. zweistündige Fahrt führt unter anderem über den sehr beeindruckenden Dochu La-Pass. Von hier haben wir den besten Ausblick der Reise und können dank der klaren Sicht die höchsten bhutanischen Berge von über 7000m in der Ferne bestaunen. Ausserdem gibt es hier hervorragenden „Cappucino with a view“. Dieser Ort wird mir ewig in Erinnerung bleiben und ist weit oben auf der Liste meiner Happy Places.
Schon bald erreichen wir das sonnige Paro Tal, ein idyllisches Städtchen mit toller Shopping Meile im Herzen des Ortes. Das AMANKORA Paro Hotels befindet sich oberhalb des Tals, traumhaft gelegen im Pinienwald. Das AMANKORA Paro ist der ideale Ausgangsort für die obligatorische Wanderung zum Tiger Nest, dem weltberühmten buddhistischen Felsenkloster auf über 3000 Meter Höhe, 700 m über Paro.
Taktshang
Am nächsten Tag steht nun also die Wanderung zum Felsenkloster „Tigers Nest“ oder wie die Bhutanesen sagen „Taktshang“ auf dem Programm. Unser Guide wandert hier regelmässig mit seinen Gästen hoch und so legen wir die 700 Höhenmeter mit strengem Tempo in 1,5 Stunden zurück. Touristen aus aller Welt pilgern täglich zu Fuss oder auf Pferden und Maultieren zum Kloster in den Bergen. Daher empfiehlt es sich nicht nur wegen der heissen Temperaturen sehr früh aufzubrechen. Belohnt wird man mit unvergesslichen Eindrücken und Erfahrungen.
Von Taktshang geht es zurück nach Paro und dann wieder in die Schweiz. Zurück in der Schweiz stelle ich fest, dass dies meine ersten Ferien waren, bei denen die Erholung länger als 1-2 Arbeitstage überstanden hat. Wer Zeit hat, dem empfehle ich aber noch eine Verlängerung beispielsweise mit typischen Badeferien in Thailand. Auch wenn meine Reise „nur“ eine Woche dauerte, denke ich gerne zurück, die mir so viel gelehrt hat. Es war eine der schönsten Erlebnisse in meinem Leben. Erfahrungen, die ich immer wieder gerne teile!
Fun Fact: Das Brutto Nationalglück
Aus dem Bhutan stammt das „Brutto Nationalglück (GNH), welches hier in den 70er Jahren vom IV. König erfunden wurde. Jigme Singye Wangchuck betonte, das ihm das Glück seiner Bevölkerung mehr Wert sei, als die Steigerung des rein auf Geld basierten Bruttoinlandprodukts. Vielleicht wird Bhutan deshalb auch als Land des Glücks bezeichnet. Neben dem Buddhismus zählen auch der Erhalt der einzigartigen Kultur und der intakten Natur, die sich das Königreich selber auferlegt hat, sowie ein nachhaltiger Wachstum und Regierung zu den Glücksfaktoren. Erst seit einiger Zeit öffnet sich das Land langsam für den Tourismus. Im Jahr 2017 waren es nicht mehr als 36‘000 Gäste.
Meine Insidertipps:
Beste Reisezeit
Der Monat Dezember zählt im Bhutan zur Nebensaison und statt der obligatorischen USD 250 Dollar Tagespauschale pro Gast, sinkt die Gebühr in den Monaten Dezember – Februar auf USD 200 – ein echtes Schnäppchen! Die Tagestemperaturen liegen bei über 20 Grad. Der Himmel ist im Dezember meistens blau und die 7000er Gipfel sind sichtbar, so klar wie sonst nie während des Jahres. Wanderungen auf 4000m Höhe sind möglich, denn Schnee liegt erst über 5000m Höhe (Im Januar ändert sich das – dann sind einige lohnenswerte Pässe wie z.B. der Pass ins sehenswerte Haa Valley, gesperrt). Dennoch sind die beliebtesten Reisemonate April und Oktober, von Juni-August ist Monsunzeit im gesamten Land.
Die Reiseplanung
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Anreise
Der Monopolstellung der Airline sind die sehr hohen Flugpreise von bis zu USD 800 pro Person hin und zurück in der Hochsaison und USD 700 in der Nebensaison geschuldet. Früh buchen lohnt sich, es gibt nur einen Flieger pro Tag, der sich im Oktober zu Festivalsaison im Bhutan bereits ein Jahr im Voraus gut füllt. Wer nicht über Delhi fliegen will kann seine Bhutanreise auch von Bangkok aus mit Druk Air starten und beispielsweise mit Badeferien in Thailand verbinden.
Für Reiseerfahrene
Das Land des Donnerdrachens empfehle ich all denen, die schon etwas Reiseerfahrung haben, eine etwas erschwerte Anreise über Indien oder Thailand in Kauf nehmen und sich das Reiseland trotz hoher Kosten nicht entgehen lassen wollen. Wer etwas günstiger unterwegs sein möchte, kann in landestypischen, einfachen und sauberen 3-Sterne-Hotels bereits ab 200 US Dollar pro Nacht unterkommen.
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