Ferien am 103 Meter Pool – The Chedi
Midnight am Longpool. Kein elektrisches Licht. Dafür ein Dutzend Feuerschalen. Vollmond über der Sea of Oman. Leiser Lounge-Sound aus unsichtbaren Boxen. Und auf den riesigen Liegen, auf denen die Gäste tagsüber chillen und sich sonnen, gediegen-fröhliche Stimmung. Man diniert am Pool: Wagyu Tataki mit Daikon. Alaska King Fish. Sushi, Nigiri, Sashimi. Muscats Schickeria hat «The Chedi» schon längst zur guten Stube umfunktioniert, bringt auch mal den DJ mit. Ob jede Bestellung der jungen Omaner korangerecht oder nur die traditionelle Bekleidung dies ist, lassen wir mal offen. Sagen wir es so: Nur Limo wird hier nicht getrunken
«Long» ist keine leere Versprechung
Der Longpool ist so was wie das Herzstück der Anlage. «Long» ist keine leere Versprechung: Der Infinity-Pool (das Wasser ist dunkel, aber nicht bedrohlich) ist 103 Meter lang und scheint nahtlos ins Meer überzugehen. Wer mag, zieht ungestört lange Bahnen. Kids sind willkommen im «Chedi», aber nicht in dieser Zone. Fitness wird bei den Gästen grossgeschrieben. Kein Wunder bei diesem Angebot: Das Gym (mit Meerblick) ist riesig, ausgestattet mit den modernsten Geräten, die Einrichtung erinnert eher an eine Bibliothek denn an eine Mucki-Bude. Geöffnet ist das Fitnesscenter auch abends; dann wird bei Kerzenlicht trainiert. In der Dämmerung hat Pillay Giridhal seinen grossen Auftritt; Yoga-Lesson zwischen Pool und Meer. Der Andrang ist gewaltig; der Kerl muss seine Sache gut machen. Der Frauenanteil unter den Yoga-Schülern ist hoch.
Ur-«Chedi»
Der mächtigste Mann in Oman? Der Sultan. Qabus bin Said al Said wird verehrt, da er das Land unglaublich gut entwickelt hat; das Volk betet täglich öffentlich für seine Gesundheit. Der mächtigste Mann im Resort? Der Architekt! Der Franzose Jean-Michel Gathy hat vor elf Jahren dieses Ur-«Chedi» geschaffen. «The Chedi» hat die Luxushotellerie nachhaltig verändert. Luxuriös und teuer ist es auch hier. Aber es ist ein nachhaltiger Luxus. Einer, der entspannt. Gathys Konzept, umgesetzt in den Chedi und Aman Resorts, wird häufig kopiert. Das Original bleibt meist unerreicht. Gathy hat die traditionelle omanische Architektur mit asiatischen Elementen verfeinert.
Die Symmetrie und Harmonie
Niedrige Bauten, minimalistische Linien, Zen-Gärten, geometrisch geschnittene Hecken, Wasserflächen: Das Hotel wird so auch bei guter Auslastung zum Kraftort. Der Architekt geht dabei sehr weit: Die Fenster der kleineren Zimmer in den Hauptgebäuden etwa lassen sich nicht öffnen – um Symmetrie und Harmonie der Fassade nicht zu stören. Ganz schön krass. Wir empfehlen euch die grösseren «Spa Suites» und «Chedi Club Suites», kleine Villen im 8,4 Hektaren grossen Garten, grosszügig geschnitten, mit einer riesigen Dusche und einer silbernen Kuppel über dem Bett. Der Service ist hervorragend; die Kleider der Gäste werden täglich auf Kosten des Hauses gereinigt. Im Garten fühlt man sich wohl.
«Der Boss ist stolz»
«The Chedi Muscat» – ein GHM-Hotel – wird vom Schweizer General Manager Markus Iseli geführt. Ein gefragter Mann mit viel Erfahrung und vielen Hotel-Eröffnungen auf verschiedenen Kontinenten, ein Mann mit Luzerner Vergangenheit: Iseli war Direktor im «Palace Luzern». Das allerdings war nicht die spannendste Station in seinem Leben. Der Boss ist stolz. Auch auf seine 75 Köche, die in den sechs Restaurants und an den drei Pools einen verblüffend guten Job machen. Heisseste Adresse? «The Beach Restaurant» direkt am Meer, mit Traumsicht auf den Golf von Oman. Ohne frühzeitige Reservation geht gar nichts. Vor allem die neun Tische in der ersten Reihe sind heiss umkämpft.
Man spricht reichlich Schweizerdeutsch im Resort.
Die Eidgenossen haben das zauberhaft schöne Sultanat und das gediegene «Chedi» längst ins Herz geschlossen, fliegen immer wieder hin, vermögende Gäste auch mehrmals im Jahr. Unter Palmen begegnet man bekannten Gesichtern: Alt Bundesrat Adolf Ogi ist zu Gast; er ist auch in den Familienferien immer sehr freundlich zu seinen Landsleuten. Für den ägyptischen Unternehmer Samih Sawiris ist die Zuneigung zu diesem Weltklasse-Resort gewissermassen eine fatale Liebesgeschichte: Er war von seinen Besuchen im «Chedi» derart angetan, dass er sich auch gleich eines baute. Allerdings nicht am Meer. Sondern im kalten Andermatt UR.
TEXT URS HELLER
Teilen auf